Die Geschichte von Neusteinshof

Neusteinshof 1915

Die Vorgeschichte – Haus Stein und Neusteins Hof

Reichsabtei
Werden-Helmstedt

Haus Stein, das alte Dienstmannlehen der Reichsabtei Werden wurde 1343 erstmals schriftlich erwähnt und an Ritter Heinrich von Luttelnau belehnt. Jahrhunderte später gelang Franz Maximilian Holling, dem ehemaligen Amtmann des reichsunmittelbaren Lehens Mülheim-Styrum die Ernennung zum Reichsfreiherrendurch Kaiser Leopold I. im Jahre 1673. Der nun adelige Franz Maximilian von Holling wurde am 1. März 1674 mit dem, durch den 30-jährigen Krieg und den Raubzügen Ludwigs des XIV., mitgenommenen Haarzopfer Adelssitz Haus Stein belehnt.

Als verdienter kaiserlich-katholischer Hauptmann machte er sich bald daran, die Gebäude von Kriegsschäden zu beseitigen, sowie eine Hauskapelle und ein Back- und Brauhaus neu zuerrichten. Er muss ein tatkräftiger Mann gewesen sein, der auch nicht davor zurückschreckte bei rückständigem Salär seiner Styrumer Herrschaft, wichtige Urkunden als Pfand „mitgehen“ zulassen. Er erließ 1677 eine neue Markenordnung für die Hartzbecker Mark, die bis zu deren Aufteilung im Jahre 1732 bestand. Zudem fertigte er einen umfangreichen Folianten (Hausbuch), über alle ihm wichtigen Angelegenheiten, der im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf erhalten geblieben ist.

Haus Stein – umittelbar an der Grenze zum Stift Werden auf Broicher Gebiet gelegen. (Karte des Stift Werden von Johannes de Lacu 1582).

Die „tote Hand“ kommt ins Spiel

Der Kattenturm in Kettwig an der Ruhr gelegen. Die Reste der Burg Luttelnau, Stammsitz der ersten Lehensherren von Haus Stein.

Die Essener Heimatkundlerin Inge Schröder* schreibt 1965 über Haus Stein: Als Franz Maximilian von Holling 1713 starb, erhielt die Belehnung sein Schwager, Freiherr Adrian von Hannet zu Hülhoven, Onkel seines des erst 13 Jahre alten Sohnes Ferdinand Christian von Holling. Er war der Bruder seiner dritten Frau Euphemia von Holling, geb. von Hannet zu Hülhoven (+1751). 1731 ging die Belehnung an Johann Philipp Anton von Holling, dem jüngeren Bruder, da Ferdinand Christian unerwartet im Militärdienst verstorben war.
Johann Philipp Anton von Holling heiratete 1743 Johanna Josina von Scharffenstein (+1798) genannt Pfeill, eine Nichte der zweiten Frau seines Vaters. Das Ehepaar hatte 6 Kinder, von denen 3 starben. Als Johann Philipp Anton von Holling 1754 starb, konnte seine Witwe, das durch die lange Witwenschaft der Schwiegermutter stark verschuldete Gut nicht halten. Sie musste für drei unmündige Kinder sorgen und tat dasselbe, was seit dem Tode des Franz Maximilian von Holling immer wieder geschah: Sie verpfändete Land an die Bauern und verkaufte ihnen schließlich illegal, die zum Lehen der Abtei Werden gehörenden Höfe. 1764 plante sie bereits einen Notverkauf aller Güter. Ein Jahr später 1765, bedrängte sie die Abtei ihren Besitz zu kaufen.
Wollte die Abtei Werden ihren Grundbesitz in Haarzopf nicht ganz verlieren, so musste sie das Nutzungsrecht von den Belehnten zurückkaufen. Dies geschah am
23. August 1765
, ist aber nicht rechtskräftig geworden, obwohl die Abtei 12.000 Reichstaler an Frau von Holling oder deren Gläubiger gezahlt hat. Inzwischen war 1755 im Herzogtum Berg, zu dem Haus Stein gehörte, ein Gesetz in Kraft getreten, das den Verkauf von Grund und Boden an geistliche Institutionen, an die „tote Hand“, untersagte.

Die eigentliche Bewirtschaftung adliger Güter zu dieser Zeit geschah durch den sog. „Halfmann“, da der Adel zu keiner körperlichen Arbeit verpflichtet war. Der damalige Halfmann von Haus Stein erhielt am 23. März 1772 seinen Pachtbrief von der Abtei. In ihm wurde das Gut „Haus Stein“ auf 10 Jahre an die Eheleute Johann Wilhelm vom Loe (vom Lohe, später auch Löhmann genannt) und Anna Elisabeth vom Neuenhaus verpachtet, gegen einen jährlichen Pachtzins von 250 Reichstalern, dem „Zehnten“ der Erträge, sowie einem jährlichen Weintransport im Auftrage der Abtei zum Rhein. Am 13. Januar 1783 verlängerte die Abtei, nun auf 14 Jahre (1783 – 1797), die Verpachtung.

Bis zur Unkenntlichkeit „saniert“ und auf „mediterran“ gestylt, der verbliebene Ost-Flügel von Haus Stein 2009. Nur die Stadt Essen weiss, was das noch mit Denkmalschutz zu tun hat.

Doch zurück zu den zweifelhaften Grundstücksgeschäften der Freiherrin Johanna Josina. Inge Schröder schreibt weiter: ..da das Grundeigentum nachweisbar seit 1215 dem Kloster Werden gehörte, hatten die Käufer und Verkäufer gehofft, vom bergischen Amtmann in Broich oder der Düsseldorfer Regierung eine Befreiung von diesem gesetzlichen Verbot zu erhalten. Das gelang aber nicht. So musste die Abtei das Nutzungsrecht an ihrem Lehngut wieder verkaufen. Freiherr Friedrich Adrian von Hannet, der seine Cousine und Tochter Johanna Josinas, Maria Franziska Alexandrina Elisabeth Johanna von Holling 1775 geheiratet hatte, erhielt Haus Stein, beurkundet am 28. April bzw. 3. Mai 1786, für 8300 Reichstaler.
Der niedrige Preis weist darauf hin, dass das vom Freiherren von Hannet erworbene Nutzungsrecht nicht denselben Umfang hatte wie das von seiner Schwiegermutter 20 Jahre früher verkaufte. Johanna Josina von Holling hatte den Birkmanns- und den Eichholz-Hof 1763 an die Aufsitzer verkauft. Damit hatte die Abtei die beiden 1215 erworbenen Höfe verloren. Nun trennte sie die Teile vom Haus Stein, die außerhalb der Herrlichkeit Broich im Stift Werden lagen. Das Stiftsgebiet war selbständiges Hoheitsgebiet, dort hatten die bergischen Gesetze keine Gültigkeit, die einen Verkauf an die „tote Hand“ untersagten.

Über die Grenze geschafft und neu aufgebaut – der Hof “ Neuen Stein“

Der Werdener Abt Bernardus Bierbaum ließ 1786, das von Franz Maximilian von Holling erbaute, nun aber auch schon fast 100 Jahre alte Back- und Brauhaus, sowie das Halfmannshaus des Hauses Stein abreißen und etwa 300 m entfernt auf Stift Werdener Staatsgebiet wieder aufbauen. Der letzte Halfmann Johann Wilhelm Löhmann verließ Haus Stein und wurde Pächter der Abtei auf diesem neugegründeten Hof, dem „Neuen Stein“. Die Abtei setzte dort das Haus „auf die Pfosten“. Löhmann baute es weiter auf seine „eigenen Kosten“ aus und versetzte es in „vollkommenen Stand“. Ihm wurde alles Ackerland zugeteilt, das früher von Haus Stein aus bewirtschaftet worden war, aber auf Werdener Gebiet lag. Laut dem Leibgewinn-Brief vom 25. Januar 1787 erolgt die Verpachtung an die Eheleute auf ihr Leben lang, gegen einen jährlichen Pachtzins von 110 Reichstalern, der Pflege und Neubepflanzung der Waldungen, sowie unregelmäßigen Fuhrwerksdiensten im Auftrage der Abtei.

Luftbildaufnahme der Stadt Essen, Neusteinshof im Jahre 1926.

..von uns mit einem neuen Haus und Hof „Zum neuen Stein“ genannt besetzte angelegenen vormalige Haus Steinschen Parzellen, nämlich 2 schlechte Morgen, welche teils zum neuen Haus- und Hofraum eingezogen sind und teils zu einem Busch mit Gehölzen bepflanzt worden sollen, sodann den kleinen Busch bei dem Schemmannskotten, außerdem das in einer lebendigen Hecke umgeben und zu einem kleinen Teil in das angrenzende Unterherrschaftlich-Broichische Gebiet überschießende sogenannte „Lindgen“ samt der hierzu gehörigen Wiese, wie nicht weniger die über dem „Lindgen“ gelegenen 7 Morgen und die am Wege nach dem „Haus Stein“ gelegene und an die Morgen anschließende und von den übrigen noch wirklich Haus Steinschen Gründen abgepachtete 2 Morgen Ackerland in Leibpacht. 
Dafür müssen die Leibgewinnpächter von diesem Hof und Gut Neustein und Zubehör jährlich an Pacht 110 Reichstaler an die hiesige Kellnerei auf Martini abliefern. Sodann müssen sie den Hof in Schuss halten, die Buschgründe jährlich mit den nötigen Eichen bepflanzen.
Ihre Kinder können sich nach deren Absterben das Pachtrecht nicht mehr anmaßen.

1788 erfolgte eine Vermessung des Gutes durch den Werdener Geometer Wilhelm Lücker.

Zweifelhafte Grundstücksverkäufe

Die Napoleonische Landkarte von 1812/13 verdeutlicht den Grenzverlauf zwischen Haus Stein und Neusteins Hof.

Freiherr Adrian Friedrich von Hannet hat schon bald nach der Übernahme des Hauses Stein 1786 begonnen, Teile des Lehngutes zu verpfänden und zu verkaufen, wie es seine Schwiegermutter und deren Schwiegermutter getan hatten. Die Abtei konnte nichts dagegen unternehmen. So gab die Abtei 1795 notgedrungen die Erlaubnis zum Verkauf des Nutzungsrechtes an Haus Stein. Die Brüder Johann und Wilhelm Buschbruck (auch Buschbröcker oder Buschbrücher) erhielten Haus Stein für 14.000 Reichstaler. Diesen hohen Betrag können die Brüder nicht selbst besessen haben, vermutet Inge Schröder*. Als Köhler bzw. Schuster übten sie Berufe aus, in denen keine Reichtümer zu erwerben waren. Die von ihnen aufgenommenen Kredite erreichen bei weitem nicht die Höhe der Kaufsumme. Das legt den Schluß nahe, dass die Gebrüder Buschbruck als Strohmänner der Abtei handelten, als sie sofort nach der Übernahme mit dem parzellenweisen Verkauf begannen.
Die Käufer wurden umgehend von der Abtei mit den von ihnen erworbenen Grundstücken belehnt, so dass die Abtei sicher war, dass ihr nicht noch weiteres Grundeigentum durch unkontrollierte Verkäufe verloren gehen konnte.

Laut Leibgewinnbrief vom 7. Mai 1799 beurkundet der letzte Werdener Abt Beda Savels, dass er „dieses Gut dem Sohn der Eheleute“ Johann Wilhelm Löhmann,Wilhelm auf dem neuen Stein (Halfmannsname) und dessen Ehefrau Anna Christina Löhmann, mit der er seit dem 6. Mai 1798 verheiratet war, „lebenlang Leibgewinn verpachtet hat das allodial (erblich) eigentümliche Gut Neustein genannt, gelegen in der Honnschaft Schuir“ für „110 Reichstaler“ jährlich und einige„angemessene Dienste.“

Neusteins Hof 1937

Zu seiner Frau finden sich etwas widersrüchliche Angaben. Laut Wilhelm Mintrop**stammte sie vom Schuirer Löhmann-Hof, während sie im Ortsfamilienbuch Kettwig angeblich, wie ihr Bruder Johann Engelbert Löhmann, als Anna Catharina Löhmann aus Gelsenkirchen kommen sollte.
1798 hatten Wilhelm Neustein und Anna Christina Neustein, geb. Löhmann zu Schuir das Ackerland „Auf Steinsfeld“ und „Adelskämpchen“ ca. 2,5 Mülheimer Morgen groß, westlich an Steins Garten und Hobecks Waldungen und nördlich an der Besitzers Ackerland von 5 Morgen liegend erworben.
Laut notariellem Kontrakt vom 30. April 1798 hat Wilhelm Neustein dieses Ackerland von seiner Mutter Anna Elisabeth bzw. Schwägern „einschließlich der dazugehörenden in der Gemeinde Schuir gelegenen 6 Morgen für 20 Reichstaler übertragen erhalten.“
Sie erwarben dazu am 16. Juni 1801 fünf Mülheimer Morgen „Auf Steinsfeld“ von den Gebrüdern Johann und Wilhelm Buschbruck für 1522 Reichstaler.

In der Franzosenzeit

In der Rückansicht 1937

1802 wird die Reichsabtei Werden aufgelöst, säkularisiert und fällt an die Preußen.
Am 15. März 1806 tritt König Maximilian Joseph von Bayern das Herzogtum Berg an Napoleon Bonaparte ab. Damit beginnt die „Franzosenzeit“ , die bis zur Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 dauerte. In diesen Jahren erfolgt 1810 die erste Hausnummerierung Haarzopfs, sowie 1812/1813 eine Kartierung zur Erhebung von Steuern.

Die Preußen kommen und ordnen neu

Nach der endgültigen Niederlage Napoleons und der Zuordnung des Herzogtum Bergs und des Stift Werdener Gebietes zum Königreich Preußen, wird zur Steuererhebung eine neue Katastierung der Haarzopfer Gemarkungen durchgeführt. Im Bericht über Gut Neustein vom 21. Februar 1826 heißt es:
Die Gründe sind schlecht, wenn gleich auf Holz liegend, doch an einigen Stellen so nass, dass man mit Fuhrwerk zu versinken Gefahr läuft und nur durch die musterhafte Ackernwirtschaft und in Verbindung mit den übrigen, in der Herrschaft Broich gelegenen, nicht unbedeutenden, aber mit besseren Gründen des Neustein zu bewirtschaften. 
Die Abtei hat das frühere Wohnhaus vor 40 Jahren auf die Pfosten errichtet gehabt oder dann das alte Halfmann-Haus gekauft und bezahlt gehabt hätte, was jedoch von dem Pächter bestritten und durch das beigebrachte Attest widerlegt werden will. Der Neustein ist ein rüstiger Mann von 40 Jahren, etwa im gleichen Alter seiner Frau. Die Sorge für seine Kinder, besonders für seinen einzigen Sohn
 (Wilhelm) liegt ihm jedoch zu sehr am Herzen, als dass er derenhalber nicht ein Opfer bringen sollte. Um auf dem kleinen Gütchen sein Bestehen zu haben und einen größeren Viehstand halten zu können, will er eine Branntweinbrennerei anlegen, dabei zieht er aus einer Kohlenzeche , der „Langenbrahm“ seit einigen Jahren eine starke Ausbeute, welche er nicht besser verwenden zu können glaubt, als wenn er sein Gütchen damit frei macht.
Abschätzung des zum Neusteinshof zu Schuir gelegenen Grundstücke
4 Morgen „Lindgen“ hat eine ebene Lage, Untergrund ist roter Lehm
10 Morgen „Lindgen“ Lage wie vor, Untergrund ist Lehm und Klei, ist etwas mehr nach Norden abhängig
6 Morgen „Lindgen auf´m Felde“
18 Morgen. 48 Ruthen. Wie vor „Lindgen und Aufm Felde“, Untergrund nasser Klei
151 Ruthen. Hofraum
96 Ruthen. Garten
2 M. 170 R. Bruchland hat nassen Kleigrund mit Biesen(?)gras
3 M 15 R. Busch hat einen Lehmboden, besteht aus Hainbuchen, Kopfholz mit 6 Eichen u. 10 Buchen
(1826, Brief Neusteins an Domäneratkellner)

Die 1 Morgen 32 R. Große Lindgenswiese hat eine bergab, kanzelförmige Lage, kann nicht bewässert werden.
Vor einigen Jahren wurde die alte, völlig unzweckmäßige Scheune von Neustein abgerissen und eine Größere an einer anderen Stelle errichtet. 


Wilhelm Neustein erklärt, gegenüber der Abtei könne er sagen, dass sie zum Hausbau nicht das Mindeste hergegeben hätte, dann 1786 hätte sein Vater (Johann Wilhelm Neustein) das früher auf dem Hause Stein gestandene Halfmannshaus gekauft, solches abgebrochen und in veränderter Gestalt auf den Neusteinshof gesetzt.
Dieses damals erbaute alte Wohnhaus, erklärt Wilhelm Neustein, sei fast gar nicht mehr vorhanden und von ihm gänzlich umgemodelt und in einen guten dauerhaften Stand gesetzt worden.
Als Erbpacht bietet Neustein jährlich 64 Taler an, an Kaufpreis für das Gut 1600 Taler.

Mit der Wahrheit nicht so genau

Bemerkenswert ist, dass Wilhelm Neustein behauptet sein Vater Johann Wilhelm Löhmann hätte das alte Halfmannshaus und alles Zugehörige mit eigenen Mitteln gekauft, versetzt und bezahlt. In Wirklichkeit hatte jedoch die Abtei das Haus über die Grenze transportiert und „auf die Pfosten gesetzt“.

Am 19. Mai 1827 setzt er noch eins drauf. Es bestätigen die Nachbarn Ludgerus Hiermann und Matthias Rossenbeck:
..dass die Eltern des jetzigen Neustein im Jahre 1786 das Halfmanns-Gebäude auf dem alten „Haus Stein“ von einem damaligen Herrn von Hannet angekauft und das Holz, Bretter, Backofen, Dachziegel zur Erbauung des Wohnhauses auf Neustein erbaut haben, wir bescheinigen ferner dass wir zugleich mit unserem verstorbenen Vater die Zimmer- und Schreinerarbeit zu diesem Hausbau ausgeführt haben.

Die Abschätzung der Gebäude auf dem Dominial Neusteins-Gut zu Schuir zeigt, des auf dem Gute folgende stehen:
1. Das Wohnhaus, bestehend aus Fachwerkwänden, welche mit Ziegelsteinen ausgemauert sind, 61 Fuß lang, 34,75 Fuß tief und 17,75 Fuß bis unter das mit Ziegel eingedeckte Dach.
„Von diesem Gebäude, welches durch den gegenwärtigen Aufsitzer sehr gut konserviert worden ist, ließe sich den äußeren Anschein nach zu erhalten, eine noch ziemlich lange Dauer versprechen, wenn zu demselben das alte, von dem vormaligen Wohnhaus herrührende und schon zum Teil ganz verstorbene Holz Material, welches letztere durchschnittlich als Zweidrittel abgenutzt beurteilt werden muß, nicht verwendet worden wäre.
2. Die Scheune, 72 Fuß lang, 24,5 Fuß tief, und 11 Fuß hoch bis unters Dach. Fachwerk mit Ziegelsteinen ausgemauert, im dauerhaften Zustand.
3.Das südliche Nebengebäude mit Fachwerkwänden, teils mit Ziegelsteinen ausgemauert, teils mit Lehm verdichtet 34,5 Fuß lang, 18,25 Fuß und 9,25 Fuß hoch, noch gut erhalten.
4. Das nördliche Nebengebäude, Torweg nebst Anschlußmauer, 36 Fuß lang, 20,66 Fuß tief, 10,66 Fuß hoch, Fachwerkwände sind teils mit Brettern bekleidet und teils mit Lehm verdichtet, in gutem Zustande
Das Wohnhaus ist teilweise ganz umgeändert und erweitert worden, hierzu ist Holz von einer gekauften Scheune benutzt worden, was die alten Zapfenlöcher beweisen.Neustein erhöht sein Angebot von 1600 auf 1840 Reichstaler, wenn er dazu noch einen 15 Morgen 116 Ruthen großen Buschdistrikt, der Rauenberg erhält und in Schuir liegt und früher zum Unterwalleneyhof gehörte. Die Holzart besteht aus Buchen und Eichen.
Über Neusteins Büschgen: Bildet ein Dreieck und ist begrenzt:
a) die Grundlinien gegen Westen von der Schemmanns Wiese
b) der eine Schenkel gegen Süden, teils von den von Neustein angekauften und gerodeten, sonst zu dem dominialen Nöllenheider-Hof gehörigen Buschgrund, teils von dem …. noch zu dem Nöllenheider Hof gehörigen Ackerland, das Kämpchen genannt.
Größe 1 Morgen 150 Ruthen oder 3 Morgen 5 Ruthen preuss.

Schließlich hat der Hof die immerhin stattliche Größe von 62 Morgen 88 Ruthen.
Der Kaufpreis beträgt nun endlich 2750 Taler

Wilhelm Mintrop** berichtet weiter über ihn:
Wilhelm Neustein hatte einen Sohn gleichen Namens und drei nicht genannte Töchter. Neustein war ein unternehmungslustiger Mann, der in guten Vermögensverhältnissen stand, dabei äußerst sparsam und solide war. Bei dem Verkauf der fiskalischen Waldungen aus dem früheren Klosterbesitz der Abtei Werden kaufte Wilhelm Neustein einen großen Teil dieser Waldungen an. Die von Neustein angekauften Waldungen zogen sich von der früheren Wirtschaft Kruft, in der Nähe der heutigen evangelischen Schule in Bredeney, den ganzen Berghang bis zum Ruhrtal einerseits und bis zur Besitzung des Freiherren von Schirp und des Freiherren von Vittinghof genannt von Schell in der Baldeney hin. An diesen Verkäufen hat Neustein große Summen Geldes verdient. Zudem war er auch Besitzer verschiedener Anteile an den Bergwerken Langenbrahm, Hitzberg, Kalksiepen u.a.m. Auch hatte er die Holzlieferung an verschiedene Zechen.

Die Besitzer wechseln 

Hofanlage mit Scheune und Stallungen 1937

Sein einziger Sohn (Wilhelm) diente schon Ende der 1820er Jahre als einjährig Freiwilliger und war Reserveoffizier und später Hauptmann der Landwehr.
Eine seiner Töchter war an den Färbereibesitzer Volkmar in Werden verheiratet, eine andere an den Kaufmann und Bergwerksbesitzer Schwengers in Duisburg und die Dritte an Karl Gelsam in Werden. Wilhelm Neustein starb im Anfang der 1830er Jahre; sein Sohn Wilhelm übernahm den Hof und führte das Geschäft in derselben Weise wie sein Vater fort. Derselbe beteiligte sich auch noch an weiteren, neu angelegten Bergwerken, besonders stark auch an der ins Leben gerufenen Zeche Helene Amalie bei Essen; derselbe war Mitte des 19. Jahrhunderts einer der reichsten Besitzer der hiesigen Gegend. 
Als Alfred Krupp in den 1860er Jahren seine Villa Hügel in Bredeney anlegte, kaufte er von Neustein dessen sämtliche Waldungen und die bereits ausgerodeten Flächen derselben, von Kruft bis zur Baldeney, zu einem sehr hohen Preise. 
Später (12. Februar 1868)
 verkaufte Neustein auch seinen Hof in Schuir (Neusteinshof) an einen Kölner Juden (Gottschalk Marx Meyer, Kaufpreis 2000 Taler), der den Hof parzellierte. 
Darüberhinaus existiert ein Vertrag zwischen Neustein und Meyer vom 12. November 1868, dass Meyer ihm noch 16.332 Taler des Kaufpreises schuldet.
Neustein zog zunächst zu seinem ältesten Sohne, der das Rittergut Ickern bei Mengede gepachtet hatte; später kaufte sich Neustein in Honnef am Rhein an und starb dort, sowie auch seine Frau 
(Anna Maria Neustein, verheiratet seit 1836), eine geborene Oberwalleney von Oberwalleneyshof in Schuir, Mitte der 1890er. Die Mutter des Wilhelm Neustein, Anna Christina Neustein, geb. Löhmann, wohnte bis zu ihrem Ende der 1850er Jahre erfolgten Tode in Düsseldorf, wo sie ein eigenenes Haus und Garten besaß. Wilhelm Neustein war ein wortkarger Mann mit großem Unternehmungsgeist, der sich mit Kleinigkeiten nicht befaßte; auch zwar regelmäßig, wenn er nicht verreist war das Hotel Eigen (jetzt der Wohnsitz von Bernsau) besuchte, aber durchaus nüchtern und solide war, aber ein hohes Spiel liebte und häufig mit einer sehr hohen Summe Geldes in tiefer Nacht furchtlos allein den Bredeneierberg herauf nach Hause ging.
Sein ältester Sohn ist unverheiratet geblieben: er hatte sechs Kinder; seinen zweiten Sohn, der leichtsinnig geworden, hat er nach Amerika abgeschoben, wo derselbe verschollen ist. Sein dritter Sohn hatte das Bergfach eingeschlagen und war Oberbergrat.
Die Töchter haben Großindustrielle geheiratet, der älteste Sohn lebt heute in Wiesbaden, ebenso der Oberbergrat.
Der jüdische 
Güterhändler Gottschalk Marx Meyer, der von Neustein den Hof gekauft, parzellierte – wie wir schon bemerkt – denselben, verkaufte die Gebäude mit 40 Morgen zusammen an einem Käufer, die aber im Laufe der Jahre mehrfach gewechselt haben.
Es ist noch nachzutragen, das Neustein nicht allein Industrieller, sondern auch ein tüchtiger Landwirt war und im Anfang der 1840er Jahre, als man anfing, die Landwirtschaft rationell zu betreiben. Zeichnungen von Maschinen und der in England neu eingeführten und gezeichneten Tierrassen von dort bezog und in seinem Betrieb einführte. Derselbe betrieb schon im Anfang der 1840er Jahre eine flotte Milchwirtschaft; sein Milchwagen fuhr am Morgen nach Mülheim und des Nachmittags nach Essen, seine Milchkühe bezog er schon damals aus Holland.

Neusteins Hof 1946, die Bombenschäden werden beseitigt.

So erwarben die Eheleute Eberhard Plückthun und Marianne Plückthun geb. Niermann am 11. August 1870 von Marx Meyer, Neusteins Hof. 
Am 29. Juli 1897 verkauften die Eheleute Plückthun Neusteins Hof mit 50 Morgen Land für 90.000 Mark an den Essener Architekten H. Feldmann. Ungeachtet des Verkaufs, galt noch Plückthuns Pachtvertrag an Hinninghoven von 1896 – 1903.Architekt Feldmann muss Anfang 1903 verstorben sein. Ein Verkauf durch Feldmanns Witwe lässt sich für den November 1903 belegen, zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Firma der Feldmanns liquidiert. Der Käufer war der Bauunternehmer Johannes Carl Götte aus Rüttenscheid. Der Essener Landwirt Johann Kalthoff genannt Klimburg kaufte den Hof 1903 von Götte. Darüberhinaus kaufte Johann Kalthoff zu Essen-West, Gemarkenstraße im Jahre 1903 Ackerland von den Erben H. Feldmann zu Essen. 
Die Familie Kalthoff starb mit Gertrud Helf, geb. Kalthoff im Jahre 1993namentlich aus. Doris Thiel geb. Helf erbte Neusteins Hofgebäude und Wäldchen. Sie ist die derzeitige Besitzerin des Neusteins Hof.
Seit dem 25. April 1996 steht Neusteins Hof unter Denkmalschutz und ist in der Liste der Baudenkmäler der Stadt Essen eingetragen.

Martin Müller, 21. November 2012 


Erstellt unter Verwendung, der mit herzlichem Dank von dem Haarzopfer Heimatkundler Herbert Schmitz zur Verfügung gestellten Quellen und Notizen zur Geschichte von Neusteins Hof und Haus Stein.* Inge Schröder, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen Bd. 81, 1965 Verlag Fredebeul & Koenen KG, Essen

** Wilhelm Mintrop sen., Die alten Bauernhöfe unserer Gegend und das Leben und Schicksal ihrer Bewohner während des letzten Jahrhunderts 1814-1914
Transkription und Bearbeitung 2006 durch F.J.Schmitt, herausgegeben von der Bezirksgruppe Essen der WGfF, Heft Nr. 15 der „Familienkundlichen Arbeiten“